Depressionen bei Kindern - Wenn die junge Seele Hilfe braucht

frühkindliche Depression

Die kindliche Depression ist eine Form der Depression, die bei Kindern verschiedener Altersgruppen auftritt.  Dies ist eine schwerwiegende Störung, die das Wohlbefinden, das Verhalten und die Fähigkeit eines Kindes, soziale Beziehungen aufzubauen und an Aktivitäten teilzunehmen, beeinträchtigen kann. 

Kinder mit einer Depression haben nicht einfach nur “Wutanfälle” oder sind “trotzig”. Sie haben eine ernsthafte Erkrankung, die behandelt werden muss. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist daher wichtig, um den Verlauf der Depression zu verbessern und das Risiko späterer psychischer Probleme zu verringern. Eltern und Fachkräfte sollten unbedingt auf die Bedürfnisse und Probleme von Kindern mit Depression achten und sie unterstützen, damit sie ein glückliches und gesundes Leben führen können.

Schätzungsweise 4% der  Kinder in der Grundschule und bis zu 8% der Kinder in den westlichen Industrieländern sind von depressiven Störungen betroffen. Depressive Episoden im Jugendalter sind in der Regel kürzer als bei Erwachsenen und bei einem Drittel der betroffenen Kinder und Jugendlichen klingen die Symptome innerhalb von 3 Monaten ab. Bis zu 80 % der Fälle sind jedoch rezidivgefährdet und können daher chronisch werden, insbesondere wenn mehrere Risikofaktoren vorliegen.

Wie äußert sich eine Depression bei Kindern?

Fast alle Kinder und Jugendlichen haben mal „schlechte Laune“. Wichtig zu wissen:

Die Symptome einer Depression im Kindes- oder Jugendalter können sich von denen bei Erwachsenen unterscheiden. Darüber hinaus variieren die Symptome je nach Altersgruppe.

Zu den Symptomen einer Depression im Kindesalter gehören im Allgemeinen Traurigkeit, Interesselosigkeit an Aktivitäten, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Aggression und Rückzug aus sozialen Aktivitäten. Diese Symptome können sich auch in den schulischen Leistungen und dem Verhalten des Kindes widerspiegeln.  

Kleinkinder

Bei den Jüngsten sind Depressionen selten und schwer zu erkennen. Das liegt auch daran, dass kleine Kinder Emotionen noch nicht gut zuordnen oder benennen können. Depressive Kleinkinder werden anfangs laut weinen. Andere Anzeichen können extreme Klebrigkeit und übermäßiges Daumenlutschen sein. Manche wirken passiv und gleichgültig. 

Kinder im Vorschulalter

Anhaltende körperliche Symptome wie Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Lethargie, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Aggression können bei Kleinkindern und Vorschulkindern ebenfalls auf eine Depression hinweisen. Auch Verhaltensänderungen können ein Hinweis sein.

Schulalter

Anzeichen einer Depression bei Schulkindern sind scheinbar grundlose Traurigkeit, Reizbarkeit, Wutausbrüche, Schuldgefühle und Versagensängste. Viele betroffene Kinder verlieren die Lust an Freizeitaktivitäten und ziehen sich gänzlich zurück. 

Pubertät und Teenageralter

Bei Jugendlichen sind hormonelle Stimmungsschwankungen normal. Daher sind sie oft schwer von Symptomen einer Depression zu unterscheiden. Anzeichen einer Depression bei Jugendlichen können anhaltende Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Interessenverlust, Stimmungsschwankungen am Tag, sozialer Rückzug und geringes Selbstvertrauen sein. Übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum kann ebenfalls auf eine mögliche Depression hindeuten.

Ursachen einer kindlichen Depression

Ein Zusammenspiel verschiedener Einflüsse, darunter genetische Voraussetzungen, negative Lebensereignisse und aktuelle persönliche Faktoren, wird postuliert, um für die Entstehung einer Depression verantwortlich zu sein. Kinder mit entsprechenden genetischen Risiken entwickeln in ungünstigen psychosozialen Umgebungen häufiger Depressionen. Psychische Erkrankungen der Eltern können ebenso als psychosozialer Risikofaktor angesehen werden wie Vernachlässigung und Missbrauch sowie Kommunikationsprobleme in der Familie. 

Es gibt selten nur eine Ursache für Depressionen im Kindesalter, und mehrere Faktoren sind miteinander verflochten. Psychologen und Psychiater sprechen von multifaktoriellen Prozessen. Dazu gehören biologische Prozesse im Körper, psychische Faktoren und Erfahrungen im sozialen Umfeld. Aber auch die psychosozialen Einflüsse der frühen Kindheit spielen eine große Rolle. Zu den Risikofaktoren gehören: 

  • Genetische Faktoren: Kindliche Depression kann vererbt werden. Kinder mit einer Familiengeschichte von Depression haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken.
  • Umweltfaktoren: Stress in der Familie, Trennung oder Scheidung der Eltern, Misshandlung oder Vernachlässigung, sowie eine instabile familiäre Situation können ein Risikofaktor für kindliche Depression sein.
  • Neurobiologische Faktoren: Mangel an bestimmten chemischen Substanzen im Gehirn (Neurotransmitter), sowie kognitive oder emotionale Verarbeitungsprobleme können zu kindlicher Depression beitragen.
  • Entwicklungsstörungen: Kinder mit Entwicklungsstörungen wie Autismus oder Sprachstörungen haben ein erhöhtes Risiko für eine kindliche Depression.

Wie gehe ich mit einem depressiven Kind um?

Wenn sich Eltern fragen: „Ist mein Kind depressiv?“, ist es ratsam, sich an den  Kinderarzt zu wenden. Bei Bedarf kann eine Überweisung an einen Kinder- und Jugendpsychiater erfolgen. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob es sich um eine Verstimmung oder Erkrankung handelt. Wenn das Kind jedoch Suizidgedanken hat, sollte so schnell wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Bei akuten Suizidgedanken wird empfohlen, den Notruf 112 anzurufen. 

Es braucht viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um mit einem depressiven Kind umzugehen. Kinder brauchen vor allem Raum zum Reden und jemanden zum Zuhören. Scheue dich also nicht, mit deinem Kind zu kommunizieren. Schaffe lustige Gesprächssituationen und suche den Austausch:

Welche Gedanken und Gefühle hat dein Sohn oder deine Tochter? Auf diese Weise unterstützen wir Kinder, die nicht in der Lage sind, selbst Schritte zu unternehmen, um Hilfe zu suchen.

Wenn du ein Kind mit Depressionen kennst, ist es wichtig, ihm Unterstützung und Verständnis anzubieten. Hier sind einige Tipps, um einem Kind mit Depressionen zu helfen:

  • Zuhören: Lasse das Kind wissen, dass du es verstehst und dass es wichtig ist, was es zu sagen hat. Gib dem Kind Zeit, über seine Gefühle zu sprechen und vermeide es, seine Gefühle zu minimieren.
  • Vermittle eine positive Einstellung: Hilf dem Kind, positive Dinge zu sehen und es zu ermutigen, kleine Schritte zu unternehmen, um sich besser zu fühlen.
  • Fördere regelmäßige Aktivitäten: Versuche, das Kind zu ermutigen, regelmäßig an Aktivitäten teilzunehmen, die es früher genossen hat oder an neuen Aktivitäten, die es interessant finden könnte.
  • Mache klare Regeln: Kinder mit Depression benötigen oft klare Regeln und Strukturen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
  • Halte den Kontakt: Bleibe in Kontakt mit dem Kind und seiner Familie und biete Unterstützung und Verständnis.
  • Suchen professionelle Hilfe: Wenn das Kind Symptome der Depression zeigt, ist es wichtig, dass professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, um eine Diagnose und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Behandlungsmöglichkeiten einer kindlichen Depression

Die Behandlung von Depressionen im Kindesalter kann Psychotherapie, medikamentöse Therapie und Unterstützung für das Kind und seine Familie kombinieren. Eine wirksame Behandlung kann dem Kind helfen, das Interesse an Aktivitäten wiederzuerlangen, soziale Beziehungen aufzubauen und sich insgesamt besser zu fühlen. 

Depressionen im Kindesalter werden in der Regel ambulant behandelt. Die Behandlung besteht aus mehreren Komponenten, je nach Art und Schwere der psychischen Erkrankung.

Aufklärung

Eltern und Kinder bzw. Jugendliche werden alters- und entwicklungsgerecht über Erkrankungen und hilfreiche Verhaltensmaßnahmen informiert.

Psychotherapie

Psychotherapie, wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), wird hauptsächlich bei mittelschweren bis schweren Depressionen eingesetzt. Dies hilft betroffenen Kindern, sich selbst besser zu verstehen, belastende Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu erkennen und durch hilfreiche, positive Aktivitäten und Erfahrungen zu ersetzen.

Medizinische Therapie

Dies kann eine sinnvolle Ergänzung zur psychotherapeutischen Behandlung sein. Gesundheitsexperten verschreiben Antidepressiva bei mittelschweren bis schweren depressiven Episoden.

Familientherapie

Die Einbeziehung von Angehörigen in die Behandlung ist wichtig für eine erfolgreiche Behandlung. Dies sollte Teil einer professionellen ärztlichen oder psychotherapeutischen Behandlung sein. Auch die verantwortliche Person der jeweiligen Einrichtung (z. B. Kindergarten, Schule etc.) sollte einbezogen werden.

In manchen Fällen ist es sinnvoll, weitere Hilfe aus dem medizinischen Bereich und der Kinder- und Jugendhilfe (über das Jugendamt) in Anspruch zu nehmen.

Selbstmordgedanken beim Kind - Was tun?

Wenn Kinder über Suizid sprechen, ist das beängstigend und wirft viele Fragen auf. Trotzdem ist es wichtig, den Kopf über Wasser zu halten und ruhig zu reagieren. In einer solchen Situation ist es notwendig, nicht nur auf das Kind aufzupassen, sondern auch auf sich selbst aufzupassen. Wie funktioniert das? 

Manchmal äußern sich junge Menschen radikal. „Ich bringe mich um, wenn du mir nicht verzeihst!“ Solche Schreie können eine frustrierte Reaktion sein und sind nicht unbedingt ein Zeichen für Selbstmordgedanken. Wenn dein Kind jedoch wiederholt Äußerungen wie “Ich wollte, ich wäre nicht mehr da” oder “Ich bin ja sowieso nur eine Last für euch alle”, wenn es deutlich niedergeschlagen wirkt, sich anders verhält als sonst, dann deutet es auf einen klaren Hilferuf hin auf den reagiert werden muss.

  • Sprich mit dem Kind und gib ihm das Gefühl, dass es ernst genommen wird. Höre ihm zu und urteile nicht über seine Ängste
  • Informiere einen Lehrer, Therapeuten, Elternteil oder eine andere Fachkraft, damit sie dem Kind helfen können.
  • Es gibt speziell ausgebildete Krisen-Hotlines, die Kindern und Jugendlichen in Not helfen können. Diese Hotlines bieten unterstützende Gespräche und Informationen über Ressourcen in der Gemeinde.
  • Überwache das Kind, wenn es alleine ist, und entferne alle Gegenstände, die es zum Verletzen verwenden könnte.
  • Unterstütze das Kind dabei, einen Psychiater, Psychologen oder einen Kinderarzt aufzusuchen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten.

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