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Toxisches Schweigen - Das “Silent Treatment” und seine Folgen

toxisches Schweigen

Hast du das schon mal erlebt? Du befindest dich in einem Austausch, vielleicht sogar in einer Diskussion mit deinem Gegenüber, vielleicht streitet ihr sogar und plötzlich erhältst du keine Antwort mehr. Es entsteht eine erdrückende Leere zwischen euch und du fühlst dich einfach unwohl. Auch auf deine Versuche, die Kommunikation zwischen euch aufrechtzuerhalten und das Problem zu lösen, erhältst du nur Schweigen als Antwort. 

Das sogenannte “Silent Treatment” auf Deutsch “Toxisches Schweigen” genannt, ist eine negative Kommunikationsstrategie, bei der eine Person oder Gruppe absichtlich aufhört, mit einer anderen Person oder Gruppe zu sprechen oder zu interagieren, um Macht oder Kontrolle auszuüben. Es kann in vielen verschiedenen Beziehungen und Kontexten auftreten, einschließlich Freundschaften, Partnerschaften, familiären Beziehungen und Arbeitsumgebungen. Trotz seiner Verbreitung kann toxisches Schweigen erhebliche psychische und gesundheitliche Auswirkungen auf die Betroffenen haben und langfristig schaden. Sehen wir uns genauer an, was das bedeutet.

Warum reagieren Menschen mit toxischem Schweigen auf Auseinandersetzungen?

Warum Menschen auf Auseinandersetzungen mit toxischem Schweigen reagieren kann ganz unterschiedliche Gründe haben:

Sie möchten Macht und Kontrolle über die Situation oder die Person ausüben, mit der sie kommunizieren.

Sie können verletzt oder wütend sein und sich entscheiden, ihre Gefühle zu unterdrücken, indem sie schweigen.

Das Schweigen wird als Mittel zur Vermeidung von Konflikten und Streitigkeiten eingesetzt.

Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und greifen daher auf das Schweigen als Mittel zur Übermittlung ihrer Botschaft zurück.

Einige Menschen nutzen das toxische Schweigen absichtlich als Werkzeug der Manipulation, um andere dazu zu bringen, ihren Willen zu tun.

Toxisches Schweigen ist eine durchweg destruktive Kommunikationsstrategie, die auf lange Sicht negative Auswirkungen auf Beziehungen und das Wohlbefinden haben kann. Wichtig ist, dass das “Silent Treatment” von reinem Schmollen oder Beleidigtsein im Verlauf einer Diskussion oder Auseinandersetzung zu unterscheiden ist. Während letztere meist bereits nach ein paar Minuten oder Stunden nachlässt und sich auflöst, hält das toxische Schweigen meistens über eine sehr lange Zeitspanne an. So können gut und gerne schon einmal mehrere Tage, Wochen oder gar Monate vergehen. Diese Zeitspanne wird von der schweigenden Person nicht etwa dafür genutzt, ihre Gedanken zu sammeln und somit einen Lösungsversuch für die Auseinandersetzung zu finden. Mit der Handlung oder eben Nicht-Handlung wird Kontrolle über die andere Person erlangt und durch das Schweigen entstehen emotionale Wunden.

Was sind die Folgen des toxischen Schweigens?

Wird eine Person immer wieder dem toxischen Schweigen ausgesetzt, kann das weitreichende Folgen für die mentale Gesundheit des Opfers bedeuten. Gerade wenn Kinder das Opfer des Schweigens sind, spricht man (zu recht) von emotionalem Missbrauch, da die Psyche des Kindes nachhaltig einen Schaden davontragen kann.

Welche Folgen hat also das toxische Schweigen?

Toxisches Schweigen kann zu Gefühlen der Isolation, Einsamkeit, Verwirrung und Verletzung führen.

Es kann das Vertrauen in Beziehungen beeinträchtigen und zu Angst und Paranoia führen.

Das Schweigen kann langfristige negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das allgemeine Wohlbefinden haben.

Das toxische Schweigen kann Beziehungen belasten und letztendlich zu deren Zerstörung führen.

Es kann zu erhöhtem Stress und Anspannung führen, die sich negativ auf die körperliche und mentale Gesundheit auswirken können.

Vor allem lange Schweigephasen wirken sich stark auf das Selbstbild aus. Mangelnde Kommunikation erzeugt innere Anspannung, Schmerz, Unruhe und sogar Depressionen. 

Was hat Narzissmus mit toxischem Schweigen zu tun?

Narzisst:innen nutzen toxisches Schweigen gerne als Kommunikationsstrategie, weil es ihnen erlaubt, Macht und Kontrolle über andere auszuüben. Sie benutzen Schweigen oft als Mittel der Bestrafung, um andere zu unterwerfen und ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Sie haben ein geringes Einfühlungsvermögen für die Gefühle und Bedürfnisse anderer und nutzen Schweigen oft als Mittel, um ihre Ziele zu erreichen und ignorieren die Bedürfnisse und Gefühle des Gegenübers.

Gründe warum toxisches Schweigen von Narzisst:innen eingesetzt wird:
  • Du bist anderer Meinung
  • Du bringst im Streitgespräch die besseren Argumente
  • Du hast eine Lüge aufgedeckt
  • Du hast etwas kritisiert
  • Du hast recht

Das toxische Schweigen eines Narzisst:innen kann die Beziehungen und das Wohlbefinden anderer ernsthaft schädigen. Es kann zu Gefühlen von Schmerz, Angst, Verwirrung und Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl führen. Das toxische Schweigen ist oftmals ein wesentliches Merkmal narzisstischer Beziehungen und es ist ungemein wichtig, sich aus solchen Beziehungen zu befreien, um das eigene seelische Wohlbefinden zu schützen. In solchen Fällen kann es durchaus hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Auswirkungen des toxischen Schweigens zu verarbeiten und zu überwinden.  

Ich werde mit Schweigen bestraft - was kann ich tun?

Doch was kann ich tun, wenn ich mich gerade in der Situation befinde und mein Gegenüber mich mit Schweigen bestraft? 

Häufig neigt man als Betroffene:r dazu, den Fehler bei sich selbst zu suchen und gerät in eine Spirale aus Selbstzweifel und -sabotage. Es gibt jedoch einige Punkte, die dir dabei helfen können, das “Silent Treatment” zu umgehen und Grenzen zu setzen:

Gefühle von Traurigkeit, Wut und Enttäuschung sind ganz normale Reaktionen auf erlebtes toxisches Schweigen. Diese Situation ist wahrscheinlich neu für dich und du weißt nicht, wie du dich jetzt verhalten sollst. Der erste Schritt besteht darin, die Situation zu beruhigen und zu entschärfen. Tritt einen Schritt zurück und versuche, deine Gefühle zu ordnen. 

Finde jemanden, dem du vertraust, und sprich mit ihm über deine Erfahrungen. Das hilft dir, deine Gedanken und Gefühle zu verarbeiten und zu verstehen, was du durchmachst. 

Ziehe in Erwägung, dir professionelle Hilfe zu holen. B. von Therapeut:innen oder Berater:innen. Diese Menschen können dir helfen, deine Emotionen zu verarbeiten und effektive Strategien zu entwickeln, um toxisches Schweigen zu brechen.

Lerne, klare Grenzen zu setzen, um dich vor toxischen Beziehungen und Verhaltensweisen zu schützen.

Übe, offen und ehrlich zu kommunizieren und Verantwortung für deine Gedanken und Gefühle zu übernehmen. Das kann dir dabei helfen, eine Kommunikation zu entwickeln, die Beziehungen stärkt.

Wenn du dich selbst für den oder die Partner:in hinten anstellst, ist es zwar in gewisser Hinsicht eine sehr liebevolle Geste, kann jedoch auf Dauer zu Kränkungen und Selbstwertproblemen führen. Vergiss daher nicht, auch an dich und deine Bedürfnisse und deine mentale Gesundheit zu denken. Wenn du sie brauchst, nimm dir Zeit für dich. Unternimm Dinge, die dir Kraft geben und tausche dich mit Freund:innen und Familie über das Verhalten aus.

Das Überwinden von toxischem Schweigen kann durchaus Zeit und Anstrengung erfordern. Mit den richtigen Ressourcen und der richtigen Unterstützungen kannst du dich aber auf den Weg zu gesunden Beziehungen machen.

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