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(Aus)Wege aus emotionaler Partnerschaftsgewalt

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Claudia Rickmann

Dipl. Sozialarbeiterin, Autorin und Helpcity Mentorin

Was versteht man unter toxischen Beziehungen und wodurch zeichnen sich diese aus?

Signifikant für toxische Beziehung ist die Tatsache dass einer der Beziehungspartner die Bedürfnisse des anderen über seine eigenen stellt und fast ausschließlich auf die Wünsche und die Sehnsüchte des anderen fixiert ist, die Beziehung befindet sich in einem ungesunden
Ungleichgewicht und es besteht zwischen beiden Partnern ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis. Innerhalb der Paarbeziehung dreht sich alles nur noch um den narzisstischen Partner oder die Partnerin, um seine Bedürfniserfüllung und es besteht zwischen beiden Personen eine dysfunktionale Beziehungsdynamik und ein toxisches Machtgefälle die ihren Ursprung meist in der frühen Kindheit haben.

Das Denken des Beziehungspartners oder der Partnerin, der sich stets zurücknimmt, kreist nur um den narzisstischen Partner oder die Partnerin. Prägnant sind auch starkes Grübeln und ein Gedankenkarussell wenn sich der Partner oder die Partner nicht meldet, einfach tagelang abtaucht, bizarre Fragen stellt oder einen grundlos kränkt oder abwertet. Es handelt sich um eine destruktive und vergiftete Beziehung, die sehr aufreibend und sehr energiezehrend ist. Da der narzisstische Partner oder die Partnerin mit aller Macht Kontrolle ausübt, den anderen verbal oder physisch erniedrigt und den anderen Menschen emotional missbraucht und ausbeutet, es ist keine tragfähige sowie respektvolle Partnerschaft auf Augenhöhe mit wertschätzender Kommunikation und konstruktiven Konfliktlösestrategien.

Der Partner oder die Partnerin weist starke narzisstische Persönlichkeitsmerkmale auf, wenn seine Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Er oder sie verstrickt sich in perfide Psychospiele wie Ignorieren, tagelanges Schweigen, Beleidigungen, permanentes Sticheln, emotionale Erpressung, massive Kontrolle, emotionale Achterbahn durch das Prinzip der intermittierenden Verstärkung (d.h. Aufwertung vs. Abwertung inkl. einer emotionalen Achterbahnfahrt) etc.

Toxische Paarbeziehungen beginnen meistens sehr verheißungsvoll, sehr romantisch und gaukeln einem den Himmel auf Erden vor. Mit einem großen anfänglichen Zauber der Verliebtheit, bis sich die ersten Entwertungen in die Beziehungsdynamik einschleichen. Der unterlegene Partner oder die Partnerin sucht die Fehler und die Schuld häufig bei sich selbst. Zu Beginn hebt der Narzisst oder die Narzisstin einen durch das sogenannte „Lovebombing“ in den Himmel –  d.h. man wird überschüttet mit Liebesbekundungen und Liebesschwüren und die Annäherung verläuft viel zu schnell anstatt dass sich beide Individuen sukzessive kennenlernen.

Die Anzeichen einer toxisch-narzisstischen Interaktion verlaufen meist schleichend und im Verliebtheitsrausch durchschaut der Co-Narzisst oder die Co-Narzisstin bzw. Co-Abhängige die dysfunktionale Beziehung nicht ad hoc, Liebe macht dann buchstäblich blind.

Charakteristika einer toxischen Paarbeziehung

  • Der oder die Co-Abhängige steckt sehr viel Energie in die Beziehung und beachtet auch anfängliche Ungereimtheiten und Signale nicht, häufig achtet er auch nicht auf sein ungutes Bauchgefühl bzw. seine Intuition
  • Man erfüllt sämtliche Wünsche des Narzissten oder der Narzisstin, kann es ihm jedoch nie recht machen und befindet sich in der Double-bind-Falle (d.h. egal wie ich es mache ist es verkehrt)
  • Man wird zunehmend von der Familie, von Freunden und Bekannten isoliert und der Narzisst oder die Narzisstin redet schlecht über diese Personen
  • Der unterlegene Partner oder die Partnerin hat kein Gespür mehr für eigene Grenzen und toleriert bereits zu Beginn der Paarbeziehung kleinere Grenzüberschreitung die zunehmend massiver werden
  • Der narzisstischer Partner oder die Partnerin ist wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde, d.h. nach außen hin  sehr charismatisch und sehr charmant , sobald die Tür zuhause ins Schloss fällt zeigt sich das wahre Gesicht, d.h. der andere Beziehungspartner oder die Partnerin wird häufig grundlos verletzt sowohl verbal aber möglicherweise auch physisch
  • Narzissten sind unberechenbar in ihren Reaktionen, versuchen einen durch Liebesentzug zu manipulieren, hat ein diebisches Vergnügen daran Schwächen beim anderen zu entdecken. Prägnant sind auch massive Stimmungsschwankungen bei Narzissten
  • In Wahrheit fühlen sie eine große innere Leere und werden daher häufig auch alkoholabhängig, aber auch abhängig von der ständigen Aufmerksamkeit der anderen
  • Diskussionen mit Narzissten sind meist nicht konstruktiv, sondern führt zu ellenlangen Monologen und Streitgesprächen ohne jegliche Resultate oder Lösungen
  • Ist die anfängliche Verliebtheit und Leidenschaft verflogen dann manifestieren Narzissten ihr wahres Gesicht, der Co-abhängige Partner oder die Partnerin strengt sich an bis zur völligen Erschöpfung, damit die romantische Anfangszeit zurückkehrt , was selten der Fall ist
  • Man klammert sich an die Hoffnung dass man wieder auf Wolke Sieben schwebt und verbiegt sich bis zur völligen Unkenntlichkeit. Hält viel zu lange an der ungesunden Beziehung fest als man eigentlich sollte – man ignoriert die negativen Aspekte einer solchen destruktiven Beziehung viel zu lange und auch die Tatsache, dass es einem nicht mehr gut geht in einer solchen Interaktion
  • Manchmal zieht man erst die Notbremse wenn man körperliche und physische Krankheitssymptome hat wie z. B. Burnout, völlige psycho-physische Dekompensation, Depressionen, Angstattacken, Darmprobleme, massive Schlafstörungen, Migräne, Arbeitsunfähigkeit etc., da man permanent einem hohen seelischen Stresspegel ausgesetzt ist. Spätestens dann sollten die Alarmglocken läuten und man sollte eine Beziehungsbilanz machen
  • Gaslighting = ständige Verwirrspiele des Narzissten oder der Narzisstin durch widersprüchliche Aussagen
  • Narzissten haben wenig Empathie für andere Menschen und können kaum Liebe oder Zuneigung empfinden. Sie ändern sich auch nicht und machen Versprechungen die sie jedoch nie einhalten.
  • Der unterlegene Partner oder die Partnerin steckt fest in einer emotionalen Abhängigkeitsspirale und schafft es nicht sich aus eigenen Kräften zu trennen
  • Häufig findet ein zermürbender Teufelskreislauf aus Trennung und Versöhnung statt

Die ungesunde und vergiftete Beziehungsdynamik hat häufig ihren Ursprung in der frühen Kindheit und Adoleszenz. Zu einer toxischen Beziehung gehören immer zwei. Der oder die eine, der den anderen unterdrückt und der oder die andere, der dies zulässt und mit sich machen lässt. Es liegt eine unbewusste Symbiose von zwei Menschen vor die bestimmte Verhaltensdispositionen wiederholen und Beziehungsmuster aus der Kindheit reinszenieren.

Der Narzisst oder die Narzisstin kaschiert seine eigenen Unsicherheiten und leidet häufig unter diversen Süchten, ist wenig konstant in seiner Beziehungsgestaltung und überschreitet permanent die Grenzen des schwächeren Partners oder der Partnerin. Narzissten lassen dem anderen Menschen keine Freiräume, beginnen wg. belangloser Kleinigkeiten einen Streit und sind häufig egozentrisch Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist kaum heilbar, daher ist eine gemeinsame Paartherapie häufig auch zum Scheitern verurteilt.

Teil 2 der Artikelserie zum Thema Toxische Beziehungen findest du hier.

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