Trennung wegen fehlender Sexualität - Was hilft, wenn es einfach nicht mehr "funkt"?

Am Beginn der Beziehung konntet ihr kaum genug voneinander kriegen – Jede sich bietende Möglichkeit habt ihr dazu genutzt einander nah zu sein und intim zu werden. Inzwischen hast du jedoch das Gefühl, dass dein/deine Partner:in keinen Sex mehr möchte und scheinst mit sämtlichen Avancen ihm/ihr gegenüber keinen Erfolg zu haben.

Es ist ganz natürlich, dass die Häufigkeit sexueller Kontakte innerhalb einer Beziehung im Laufe der Jahre etwas abnimmt. Aber wenn der Sex ganz aufgehört hat und einer der Partner darunter leidet, ist es an der Zeit, sich mit diesem Problem zu befassen. Vielleicht haben euch häufige Diskussionen daran gehindert, miteinander intim zu werden. Oder die Diskussion drehte sich darum, dass im Bett nichts mehr passiert. 

Laut einer Studie der kanadischen Sexologin Amy Moise haben glückliche Paare zwischen einmal pro Woche und sechs Mal im Monat Sex. Das Problem mit Statistiken ist, dass die Statistiken nur den Mittelwert widerspiegeln. Es gibt keinen universellen Leitfaden für glückliche Beziehungen und ein glückliches Sexualleben.

Gründe für sexuelle Frustration

Im Grunde ist die Antwort darauf, warum sich jemand sexuell frustriert fühlt, sehr einfach. Einer oder beide Partner sind entweder mit der Häufigkeit oder der Intensität ihres Sexuallebens unzufrieden. Dies führt unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten, Unzufriedenheit und sogar ernsthafter Frustration. In den meisten Fällen ist die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs verhandelbar (alles sind Kompromisse!). Bei der Intensität sieht das allerdings schon ganz anders aus -Vielleicht langweilt sich einer der beiden Partner richtig, weil seine Ideen und Fantasien nicht befriedigt werden.

Am verheerendsten ist es, wenn es keiner der Partner wagt, aus sexueller Fantasie heraus zu sprechen. Am Ende des Tages gibt es viele Ehen, in denen beide ein unterschiedliches Sexualleben wollen, aber denken, dass sie  nicht normal sind, also trauen sie sich nicht, über ihre eigenen Bedürfnisse zu sprechen. Dies kann zu Frustration mit sich und dem/der Partner:in führen. Daher besteht der erste Schritt darin, den Dialog zu suchen und Hindernisse zu überwinden.

Weitere Gründe für sexuelle Frustration können sein:

  • Kein Sex mehr wegen der Kinder
  • Fehlende Leidenschaft
  • Impotenz als Ursache
  • Ihr streitet euch häufig wegen Kleinigkeiten 
  • Dein Partner hat Probleme dir zu vertrauen 
  • Ihr könnt nicht offen kommunizieren 


Entscheidend ist die Frage: Ist die fehlende Leidenschaft in eurer Beziehung Auslöser oder Symptom der Beziehungsprobleme?

Hier findest du einige wertvolle Tipps, die den Weg zurück zum lustvollen Glück ebnen können

1. Baue Distanz ab, um eine Trennung wegen fehlender Sexualität zu vermeiden

Ihr habt als Paar mit der Zeit den Kontakt zueinander verloren. Deshalb müsst du alles tun, um die Distanz zu verringern und die Nähe wiederherzustellen. Betrachte euch als ein Paar, das sich gerade erst kennengelernt hat. Wenn du mit jemand Neuem zusammen sein willst, wirst du die andere Person umwerben, eine schöne Atmosphäre schaffen und auf dein Aussehen achten. Du wirst besondere Aufmerksamkeit auf dein Gegenüber lenken. Und du wirst sicherlich keine Kinder an dem Tag bringen, an dem du dir eine erotische Atmosphäre erhoffst.

2. Suche den Dialog mit deinem/deiner Partner:in

Leider verschwinden Sexprobleme nicht einfach. Im Gegenteil, sie wachsen normalerweise mit der Zeit. Daher ist es wichtig, den Dialog mit dem/der Partner:in zu suchen und das Thema offen anzusprechen. Beschuldige oder beschuldige deinen/deine Partner:in nicht. Es wird euch nicht helfen. Sucht gemeinsam auf Augenhöhe nach einer Lösung, die euch beide glücklich macht.

Der Grund für die mangelnde Sexualität eines Partners kann außerhalb der Beziehung liegen. Zum Beispiel Stress am Arbeitsplatz und Geldsorgen. Fragen wie „Fühlt sich mein Partner nicht mehr zu mir hingezogen?“ „Liebt mein Partner mich noch?“  bringen dich nicht weiter. Vielleicht ist dein/deine Partner:in aber gerade mit dem Kopf ganz wo anders. Durch ein ehrliches Gespräch könnt ihr Missverständnisse schnell aus dem Weg räumen. Kommunikation ist daher ein elementarer Bestandteil jeder glücklichen Partnerschaft.

3. Tauscht die Rollen

Warst du im Laufe der Zeit der aktivere Part in puncto Zärtlichkeit und Sexualität? Dein/deine Partner:in hat sich auf eine passive Rolle festgelegt. Versuche als Nächstes, die Rolle umzukehren. Lege am besten einen gewissen Zeitraum fest, in dem du die passivere Rolle übernimmst und deinem/deiner Partner:in die aktivere Rolle überlassen willst. Sprich auf jeden Fall über dein Vorhaben – schließlich gehören dazu immer zwei. Wichtig ist, dass du dein Vorhaben nicht als Vorwurf, Klage oder Forderung formulierst. Das würde eher dazu beitragen, dass es noch weniger Intimität gibt und die Trennung am Ende vielleicht doch noch wahr wird.

Aber wie sage ich es am besten?
Teile deinem/deiner Partner:in mit, dass du wirklich wissen möchtest, was in ihm/ihr vorgehnt, was er/sie gerne mag und wann er/sie etwas möchte und wann nicht. Damit zeigst du, dass auch du etwas verändern möchtest. Sieh dieses „Spiel“ als Chance einander neu kennenzulernen.

Manchen Menschen ist es wichtig, zuerst darüber zu sprechen, was ihnen gefällt und was nicht. Für viele Paare hindern viele Erwartungen sie daran, Sexualität zu erreichen: Was der andere denkt oder erwarten müsste. Was der andere fühlt.

„Sexualität ist eine andere Form von Kommunikation.“ -Petra Ahrweiler, Diplom-Psychologin, Einzel-, Paar- und Familientherapeutin.

Falsche Erwartungen können entstehen, wenn nicht mit Worten klargestellt wird, ob die Interpretation richtig ist. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Langzeitpaare, die wenig darüber reden, ihre Beziehung mehr belasten als Beton.

4. Vermeide einen der häufigsten Fehler in puncto fehlende Sexualität

Tue nichts, was vor „dem Akt“ kommt, als einfaches Vorspiel ab. Versuche dich mal daran es deutlich aufzuwerten! Bei spaßiger und erfüllender Sexualität geht es nicht darum, Anspannung und Druck schnell abzubauen. Es geht um echten Spaß. Gemeinsam Zeit verbringen und sinnlich und sinnlich erleben.

Oftmals liegt die fehlende Sexualität zwischen Paaren nur daran, dass alles viel zu schnell geht. Hand aufs Herz – nehmt ihr euch Zeit für wirklich genussvollen Sex?

„Schon von so vielen Frauen habe ich gehört, dass sie mit dem schnellen „Rein-Raus-Fertig“ ihres Partners so unglücklich waren. Manche haben sich sogar als Frau heimlich in eine Frau verliebt, mit der mehr Nähe und stundenlang göttlicher Sex möglich wurde.“ – so Ahrweiler

5. Achte auf Grenzen – auch beim Sex

Es ist sehr wichtig, nur das zu tun, was du wirklich tun möchtest. Achte nicht nur auf die Sexualität, sondern auch auf körperliche Nähe wie Umarmungen und Küsse. Achte auch auf deinen/deine Partner:in. Achte auf alle Signale, die anzeigen, ob dein/deine Partner:in dies möchte.

„Ich erlebe leider noch immer viele Frauen, die mit ihren Partnern schlafen, obwohl sie überhaupt keine Lust haben. Sie tun es nur um des lieben Friedens willen. Oder aus einem Gefühl der Verpflichtung. Falls du dazu gehörst, dann bedenke bitte: Nur bedingungslose Liebe ist wahre Liebe. Du bist es immer wert geliebt zu werden. Auch wenn du nicht so funktionierst, wie sich eine andere Person es von dir erwünscht.“ – so Ahrweiler

Wenn du also mehr schöne Dinge in dein Leben bringen willst, versuche es nicht mit Forderungen zu erreichen. Sondern bringe Wärme, Aufmerksamkeit, Geduld und eine Hand voll neuer Ideen in die Partnerschaft mit ein.

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Ich liebe meinen Beruf, weil ich Einblick in unterschiedlichste Lebensweisen bekomme und dadurch selbst einen viel offeneren Blick auf das Leben behalten kann. Sichtweisen, Verhaltensweisen und Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, gibt es in so vielen Varianten wie es Menschen gibt. Daher sind auch die „Lösungswege“ für jeden einzelnen so individuell wie er selbst.

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