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Die Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS): die verletzte Seele und das verwundete Herz - Grenzgängertum zwischen Neurose und Psychose

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Claudia Rickmann

Dipl. Sozialarbeiterin, Autorin, systemische Beraterin und Helpcity Mentorin

Ursachen und Symptomatik der Borderline Persönlichkeitsstörung

Die Borderlinepersönlichkeitsstörung stellt eine seelische Erkrankung zwischen Neurose und Psychose dar und ist durch rasche Gefühlswechsel sowie starke Stimmungsschwankungen die binnen kürzester Zeit alternieren können, dar.
Signifikant sind die massiven Selbstverletzungstenden eines Borderlineklienten, verbunden mit Autoaggression in Form von physischen Selbstverletzungen oder Selbstverstümmelungen (z.B. sich ritzen, schneiden, Wunden aufkratzen, sich mit Rasierklingen verletzen, sich Verbrennungen zufügen etc.), Borderlinepatienten verletzen sich auch durch seelische Überforderung und durch das mangelnde Gespür für Grenzen bei sich aber auch bei anderen Menschen. Die autoaggressiven Tendenzen dienen der Selbstregulation und des Spannungsabbaus wenn solche Klienten seelisch sehr gestresst und überfordert sind und der Körper keine Schmerzen mehr empfindet.

Prägnant für diese psychische Erkrankungen sind die Gefühlsachterbahnen und das schnelle Kippen der Stimmung dieser Klienten, sie verletzen sich selbst wenn die seelische Anspannung zu stark wird und um sich selbst zu spüren. Individuen mit einer Borderlinestörungen idealisieren und werten Bezugspersonen in kurzem Wechsel ab, heute sind sie mit einem Menschen befreundet den sie morgen ggf. als einen Feind wahrnehmen können.

Borderliner sind seelisch häufig sehr instabil und ihre Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen kann sehr problematisch sein da sie häufig aufgrund ihrer frühkindlichen Traumata instabile Beziehungen zu ihrer Familie und ihren Freunden haben. Personen mit einer Borderlinestörung erleben sehr intensive Emotionen wie Schuld, Scham, Ohnmacht, Selbsthass aber auch Selbstüberschätzung, sie besitzen eine panische Angst vor dem Verlassenwerden welches aus einem frühkindlichen Trauma entstanden ist und sie bis ins Erwachsenenalter begleitet. Als Kind wurden Borderlineklienten meist vernachlässigt, nicht wahrgenommen und häufig liegt ein sexueller Missbrauch bei diesen Patienten vor, sie spalten bereits in ihrer Kindheit Verlassenheitsgefühle, Enttäuschungen oder Missbrauchserfahrungen
aus seelischer Sicht ab um die Seele auch zu schützen.
 
Borderliner befinden sich immer auf einer dünnen Gratwanderungen zwischen Neurose und Psychose, gepaart mit starken Ängsten und Depressionen, das Abspalten der Gefühle bewahrt sie davor in eine reelle Psychose hineinzugeraten.

Gemäß ICD X müssen mindestens 3 der folgenden Merkmale gegeben sein:

  • Fehlende Impuls und mangelnde Affektkontrolle
  • Starke Tendenz zu Wutausbrüchen und Aggressionen
  • Starke Stimmungs- und Gefühlsschwankungen (Affektinstabilität)
  • Instabiles Selbstwertgefühl und selbstverletzendes Verhalten, anhaltende Gefühle von innerer Leere, Suizidgedanken
  • Starke Süchte wie z. B. Alkohol- oder Medikamentenabusus
  • Starke Gefühle von innerer Leere oder Langeweile
  • Konfliktträchtige Beziehungen durch die starken Gefühlsschwankungen, massive Trennungs-und Verlustangst vs. Vermeidung von Nähe, hohe seelische Vulnerabilität
  • Massive Selbstwertproblematik

Nicht jeder Borderline-Betroffene leidet gleichzeitig an allen Verhaltensdispositionen und Symptomen in gleichstarker Ausprägung. Die Borderlinediagnose lässt sich durch psychometrische Fragebögen sowie Tests, tiefenpsychologischen Gesprächen und gezielten Fragetechniken ermitteln sowie durch eine sorgfältige psychiatrisch-tiefenpsychologische Anamnese. Begleiterkrankungen können starke Depressionen, Drogenmissbrauch, PTBS, Zwangserkrankungen, Angst- und Panikattacken, Essstörungen und ADHS (Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung) sein.

BPS-Betroffene leben mit Symptomen der Dissoziation, der Derealisation/Depersonalisation, d.h. sie spalten unangenehme und bedrohliche Erinnerung aus Selbstschutz ab, sie nehmen sich selbst als fremd wahr oder die Umgebung als unwirklich. Prägnant für die BPS ist die Dichotomie des Denkens („Schwarz-Weiß-Denken“), einerseits idealisieren sie andere Menschen und können diese aber auch bei kleinsten Zurückweisungen extrem abwerten. Zwischenmenschliche Beziehungen sind häufig instabil, BPS-Betroffene haben panische Angst vor Zurückweisung und gleichzeitig können sie keine intensive Nähe ertragen, ihre Beziehungsgestaltung schwankt häufig zwischen extremen Klammerverhalten und massiver Abweisung ihrer Mitmenschen.
 
Signifikant für Borderliner sind Gefühle der Leere sowie der Langeweile, diese resultieren aus der massiven Selbstwertproblematik und der Identitätsproblematik, solche Patienten wissen häufig nicht was ihnen gut tut, wer sie wirklich sind und was schädlich für sie ist. Häufig sind sie orientierungslos was sich auch in abgebrochenen oder unterbrochenen Erwerbsbiographien und Lebensentwürfen manifestiert. Häufig kann es sein das BPSler:innen Probleme damit haben, eine Ausbildung zu beenden oder einer konsequenten Berufsausübung nachzugehen.
 
Ab 30 Jahren wenn die innerpsychische Integrität sich festigt können Borderlinesymptome häufig nachlassen durch ein geschütztes psychotherapeutisches Setting und eine medikamentöse Behandlung (z. B. mit Antidepressiva oder
Neuroleptika z. B. Olanzapin). Der Borderlinepatient nimmt alle Gefühle wie Schuld, Scham, Ohnmacht und Selbstablehnung massivst wahr und auch in seinen Beziehungen manifestiert sich die Gefühlsachterbahn, Freundschaften aber auch Partnerschaften sind häufig sehr instabil.

Für Berater:innen stellt sich die Frage nach den individuellen Ursachen einer BPS bei
einem Klienten und wie hoch der psychosoziale Leidensdruck eines Klienten ist,
damit man adäquate Beratungs-und Hilfsangebote machen kann.
Wichtig ist es gemeinsame Ziele und erreichbare Subziele gemeinsam mit dem
Klienten zu formulieren, ab dem 30.igsten Lebensjahr verbessern sich häufig Borderlinesymptome. Schwere frühkindliche Traumata, Vernachlässigung eines Menschen in der Kindheit und Adoleszenz, Bindungsstörungen aber auch genetische Dispositionen begünstigen das Entstehen einer BPS.

Die professionelle Hilfe bei BPS-Patienten

Sehr effizient hat sich bei BPS-Betroffenen die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen um den Betroffenen konkrete Copingstrategien und spezielle Skills an die Hand zu geben.

Diese dient dazu adäquat mit der seelischen Anspannung umzugehen, diese zu kontrollieren und zu reduzieren. Zunächst werden die BPS-Klienten werden zunächst aus psychosozialer Sicht stabilisiert.

 

Die Funktion besteht darin dass sich Menschen mit einem Borderlinesyndrom dysfunktionale und schädigende Verhaltensweisen bewusst machen, negative Denk- und Gefühlsmuster zu durchbrechen

 

Hilft bei der Bewältigung von frühkindlichen Traumata. BPS-Patienten haben häufig ein dichotomes Denken („Schwarz-Weiss“-Denken) und spezielle Projektionen auf den Berater oder Therapeuten

 

Es ist auf jeden Fall sinnvoll die Familie des Klienten mit ins therapeutische oder beratende Setting einzubeziehen sofern die Ursachen der BPS in der Familie ihre Ursache haben.

Ist BPS heilbar? Beratung und Therapie von BPS-Klienten

Früher erschienen die Beratung und Therapie von BPS-Klienten als sehr schwierig da der BPS-Betroffene den Berater zunächst häufig idealisiert oder abwertet, häufig finden daher häufige Beraterwechsel statt. Die modernen Therapien helfen jedoch Betroffenen nebst der medikamentösen Behandlung (z. B. Lithium zur Affektstabilisierung oder Olanzapin) häufig, sein Krankheitsbild zu verbessern.

  • Such dir professionelle Hilfe, sei es in Form von Psychotherapie, ggf. auch
    durch Sozialarbeiter:innen und durch Hilfsangeboten der Wohlfahrtsorganisationen (ambulant betreutes Wohnen, Trauma- oder
    Verhaltenstherapie)
  • Setze dir überschaubare und erreichbare Ziele und Subziele im Alltag und
    strukturiere dein Leben, belohne dich mit schönen Erlebnissen nachdem du ein
    Subziel erreicht hast
  • Habe Geduld mit dir, die Verbesserung einer Borderlinesymptomatik kann sehr aufwendig und langwierig sein
  • Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Selbstliebe: mache dir deine Stärken bewusst, der Mensch besteht nicht nur aus dem klinischen Bild der Borderlinestörung und schätze deine liebenswerten Seiten, akzeptiere auch deine Schwächen und nehme dich liebevoll an, positive Affirmationen können auch sehr hilfreich sein
  • Entwickle spezielle Skills zur Affektregulation: z. B. seelische Anspannung durch Sport abbauen
  • Beruhige dich selbst bei herausfordernden und angstauslösenden Situationen und atme durch
  • Gönne dir schöne Momente um zu erkennen dass dein Leben lebenswert ist
  • Öffne dich deinen Freunden und sei transparent bzgl. deiner psychiatrischen Erkrankung, hole dir ein Feedback bei Berater:innen oder Therapeut:innen bei überfordernden Situationen
  • Nutze Entspannungsmethoden um möglichen Selbstverletzungen entgegenzuwirken
  • Versuche daran zu glauben dass dir geholfen werden kann und du eine neue Lebensqualität erreichen kann
  • Nutze adäquate Unterstützungsangebote sofern erforderlich

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