Interview: "Neben dem Austausch mit anderen hat mir die Meditation geholfen."

Paul Schonnebeck ist Gründer der Helpcity-App und leidet selbst an einer chronischen Erkrankung. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen mit Epilepsie, seiner Ausbildung zum Krankenpfleger und was ihn dazu gebracht hat, Helpcity zu gründen.

Name: Paul Schonnebeck
Alter: 25
Bundesland: NRW
Hobbies: Klettern,  Schwimmen und Wandern
Beruf: Gesundheits- und Krankenpfleger

Dein Beruf bringt dich immer wieder mit Menschen in Berührung, die herausfordernde Situationen zu meistern haben. Was war deine größte Herausforderung im Leben?

Als ich 2016 in dem Haus meiner Oma einen epileptischen Anfall erlitt. Das nächste an das ich mich erinnerte, waren die Rettungssanitäter, die zu dritt über mir standen. Ich wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht, wo man mir nach einem längeren Krankenhausaufenthalt mitgeteilt hatte, dass ich an einer genetischen Erkrankung litt, die sich tuberöser Sklerose nennt. 

Sie geht zwar vergleichsweise mit anderen chronischen Erkrankungen mit wenigen Nebenerkrankungen und Erscheinungen einher, dennoch war die Zeit für mich damals sehr belastend. 

Ich glaube, dass es mir zusätzlich ein tieferes Verständnis gegeben hat, was die Wertschätzung von Gesundheit und auch das Mitgefühl gegenüber anderen chronisch Erkrankten und ihren täglichen Herausforderungen angeht

Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Neben dem intensiven Menschenkontakt mag ich vor allem die Prozessbegleitung. Die Patienten kommen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Anliegen ins Krankenhaus und sind auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Zusammen begleiten wir sie dann bei der Bewältigung, immer mit dem Ziel der Genesung vor Augen. Auch wenn es zeitweise sehr anstrengend sein kann – das Gefühl der Mithilfe und der Begleitung am Ende des Tages ist unglaublich zufriedenstellend. 

Welche Erfahrung in deinem Beruf hat dich am Meisten geprägt? Und warum?

Das wohl prägendste Beispiel war, als ich mich um einen Patienten auf der Intensivstation kümmern musste, der kurz vor dem Tod stand. 

Wir wussten nichts von Angehörigen und auch sonst kam ihm keiner besuchen. Als ich dann fertig war mit der Pflege, ging ich aus dem Zimmer in Richtung  unseres Stationsraums. Das nächste was ich hörte war der Fernmonitor, der über den Herztod des Patienten informierte. Die Vorstellung, dass dieser Mensch mit dem Gefühl völlig unbedeutend für seine Mitmenschen zu sein sterben musste, war einer der Motivationsgründe für mich, Helpcity ins Leben zu rufen. 

Würdest du sagen, dass ein Netzwerk, bei dem es genau um diese gegenseitige Unterstützung geht, dabei helfen kann mit herausfordernden Situationen umzugehen?

Wenn ich mich an die Zeit zurück erinnere, in der ich von der Epilepsie-Diagnose hörte, merke ich, wie allein gelassen ich mich damit gefühlt habe. Obwohl ich tagtäglich Besuch bekam und auch das Personal sehr verständnisvoll und einfühlsam war, habe ich mich dennoch oft alleine gefühlt. Zu wissen, dass ich mit dieser Diagnose nicht allein bin und die Möglichkeit zu haben, mich mit anderen darüber auszutauschen, hätte mir damals sehr geholfen. 

Was würdest du Menschen in herausfordernden Situationen sonst noch raten, die sich gerade in einer belastenden Situation befinden? 

Neben dem Austausch mit anderen hat mir die Meditation geholfen. Dadurch habe ich einen anderen Bezug zu meiner Erkrankung entwickelt. Sie ist nur ein Teil von mir und ich bestimme letztlich welches Ausmaß sie einnehmen darf. 

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