"Es bestimmt eigentlich schon irgendwo das Leben"

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Geschichten aus der Community

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Yvonne für Menschen von Helpcity

Weit verbreitet und nicht zu unterschätzen. Diabetes im Volksmund auch bekannt als „Zucker“ ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen. So kennen viele die Aussage „Nein nichts Süßes für mich, ich habe Zucker“ von ihren Großeltern. Doch was steckt hinter der Krankheit, was müssen die Erkrankten beachten und welche Einschränkungen haben Betroffene? Helpcity hat nachgefragt!

Was ist Diabetes „Zucker“?

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Zuckergehalt im Blut erhöht ist. Zuckerwerte liegen normalerweise im Bereich zwischen 90 und 100. Liegt der Wert darunter, so sprechen wir von Unterzuckerung. Liegt der Wert stark darüber sprechen wir von Überzuckerung. Im Tagesverlauf hat der gesunde Mensch natürliche Schwankungen, welche auch mal etwas außerhalb des Normalbereiches liegen. Nicht gleich ist die Diagnose Diabetes. Die Messung mithilfe eines großen Blutbildes und eine längere Beobachtung gibt dem Arzt Aufschluss, ob die Bauchspeicheldrüse noch richtig arbeitet.

Bei gesunden Menschen wird der Blutzucker mithilfe von Insulin in die Körperzellen gebracht, damit diese Zellen mit dem energiereichen Zucker arbeiten können. Insulin dient als Schlüssel zum Öffnen der Körperzellen. Fehlt jedoch das Insulin im Blut, so verbleibt der Zucker im Blut und der Zuckerspiegel erhöht sich. Desto zuckerhaltiger die Lebensmittel, desto schneller steigt der Blutzuckerspiegel an. Daher der Satz „Nein nichts Süßes für mich, ich habe Zucker“.

Insulin wird durch das Organ Pankreas oder auch bekannt als Bauchspeicheldrüse produziert. Funktioniert diese Produktion nicht richtig, es wird also kein oder nur wenig Insulin produziert, so sprechen wir von einer Stoffwechselerkrankung. Menschen mit der Diagnose Zucker müssen also häufig ihren Blutzucker messen, um ihre Werte im Normalbereich halten zu können. Wird kein Insulin produziert, so kann mithilfe von Medikamenten Insulin über eine Spritze selbst verabreicht werden. Bei der Selbstbehandlung gibt es jedoch Risiken und eine gute Einweisung durch Ärzte ist essenziell.

Diabetes Typ 1 und Typ 2

Ca 10% der Deutschen leiden unter der Volkskrankheit Diabetes. Doch nicht jede Erkrankung ist gleich. Wir unterscheiden zunächst zwischen Diabetes Typ 1 und 2. Bei 85% der Erkrankten liegt Typ 2 vor. Erkrankte mit der Diagnose Typ 1 haben diese häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert bekommen. Hierbei wurde die Krankheit häufig vererbt und ist somit eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Die Bauchspeicheldrüse produziert bei diesen Erkrankten kein Insulin mehr. Eine vollständige Heilung ist deshalb nicht möglich.

Erkrankte mit der Diagnose Typ 2 erhalten ihre Diagnose hingegen meist erst im Erwachsenenalter. Häufigster Hintergrund für die Erkrankung sind schlechte Ernährung, Übergewicht, mangelnde sportliche Betätigung. Aber auch als Begleiter in der Schwangerschaft (auch als Schwangerschaftsdiabetes bekannt) und aufgrund von anderen Erkrankungen kann Diabetes auftreten. Diabetes Typ 2 kann in einigen Fällen vollständig geheilt werden, wenn die Ursache für den Auslöser der Krankheit behandelt wird. Sind die Insulinproduzierenden Zellen jedoch sehr stark beschädigt und es kann kein Insulin mehr produziert werden, so wechselt die Diagnose von Typ 2 zu Typ 1. Eine Behandlung ist im schwächerer Erkrankung noch mit Tabletten zu regulieren. Wird jedoch nicht genügend Insulin produziert, so muss dieses selbstständig gespritzt oder mithilfe einer automatischen Insulinspritze verabreicht werden.

Hier findest du den Link zur umfangreichen Bibliothek des Bundesgesundheitsministerium zum Thema Diabetes:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/diabetes.html

Das Leben mit Diabetes

Patienten mit der Diagnose Typ 1 haben ihr Leben lang mit den Beschwerden und Einschränkungen zu kämpfen. Yvonne (55) aus Hessen berichtet uns über ihr Leben mit Diabetes:

Wann wurde bei dir die Diagnose festgestellt?

Die Diagnose Diabetes wurde bei mir mit ungefähr 40 gestellt, das war zunächst Diabetes Typ 2. Dann hatte ich die Krankheit medikamentös behandelt. Nach 5 Jahren hatte ich dann so tolle Langzeitwerte, dass ich überhaupt keine Medikamente mehr nehmen brauchte. Im Anschluss habe ich allerdings so extrem abgenommen, also über 10kg waren das, dass ich bei weiteren Untersuchungen Diabetes Typ 1 diagnostiziert bekommen habe. Meine Bauchspeicheldrüse arbeitet also nicht mehr richtig.

Wie kann man die Zuckerwerte kontrollieren?

Ich habe so einen Libre Sensor im Arm. Der kontrolliert meine Gewebeflüssigkeiten. Daran kann man jederzeit ablesen, wie die eigenen Werte sind. Das gibt eine permanente Kontrolle und man kann den Verlauf sehen.

Kann Unterzuckerung oder Überzuckerung gefährlich sein?

Bei Werten von 20 oder 30, also einem niedrigen Blutzuckerspiegel, kann man dann bewusstlos werden.  Leider ist es bei mir so, dass ich die 30er Werte noch nicht wirklich merke. Der Sensor löst bei mir allerdings Alarm aus, wenn die Werte unter 70 fallen, sodass ich eher reagieren kann. Wenn der Wert unter 30 sinkt, merke ich langsam Taubheitsgefühle in den Beinen, einen wattierten Kopf, man hat das Gefühl Watte im Kopf zu haben, und häufig hat man starke Schweißausbrüche. Schlimmstenfalls kann man auch in ein Diabetisches Koma fallen.

Wenn die Werte allerdings erhöht sind, merkt man das ohne großes Blutbild nicht unbedingt.  Bei erhöhten Werten kann es langfristig zu Langzeitschädigungen von Nerven, Fußnerv oder Sehnerv kommen. Auch Nieren können so weit beschädigt werden, dass man zur Dialyse muss.

Was musst du im Alltag beachten?

Es bestimmt eigentlich schon irgendwo das Leben. Man muss im Alltag auf verschiedene Dinge achten. Man muss beispielsweise drauf achten, dass man ständig den Zucker misst. Wenn man etwas isst, musst man im Anschluss ausrechnen, wieviel Kohlenhydrate man zu sich genommen hat und danach ausrechnen, wie viel man spritzen muss. Machst du irgendwelche Aktivitäten, wie Sport, kann das die Aufnahme wieder beeinflussen. Wenn man fettiges Essen, wie bspw. Pizza zu sich nimmt, dann wird die Aufnahme vom Insulin verzögert.

Welchen Hinweis gibst du neuen Diabetespatienten mit?

Ich sage immer man muss studiert haben dafür. Ich kann nur jedem empfehlen, wenn die Diagnose Diabetes besteht, in eine Diabetesklinik zu gehen um das Ganze von der Pike auf zu Lernen. Denn das Thema ist einfach zu komplex.  Es ist jeder Mensch anders. Jeder reagiert anders. Man kann da keine pauschale Anleitung für geben. Jeder Patient hat einen anderen Faktor, mit dem er rechnen muss, wie man bspw. Korrektur spritzt oder wie man eine BE umrechnet. Ich war bereits zweimal in der Klinik, um meine Werte zu kontrollieren und den Faktor neu zu berechnen, denn die Werte verändern sich ja auch mit der Zeit. Bei mir gab es starke Schwankungen in den Wechseljahren. Durch die Hitzewallungen hatte ich manchmal erhöhte Werte über 350, wenn eigentlich 100/150 noch ok wären. An anderen Tagen hingegen war ich öfter im Unterzucker.

Was können deine Mitmenschen tun, um dich zu unterstützen?

Da ich ja ein Kandidat bin, der den Unterzucker nicht merkt, ist es wichtig, dass die Freunde wissen, wo die Notspritze ist, sollte ich umkippen. Man sollte dann auf jeden Fall einen Krankenwagen rufen. Zusätzlich kann man Erkrankte beobachten und auf bestimmtes Verhalten reagieren.  Wenn man beispielsweise hippeliger (unruhiger) wird, keine richtigen Sätze mehr sprechen kann, die Feinmotorik in den Fingern schlechter wird oder man sich nicht konzentrieren kann. Dann bitte sprechen Sie die Leute an und fragen mal nach dem Zuckerwert.

Es ist wichtig die Krankheit zu akzeptieren, denn ansonsten können sich auch Werte verschlechtern.  Man kann heute mit Diabetes super leben. Es darf das Leben nicht bestimmen. Man kann trotzdem ein gutes Leben führen.

Zu wissen, dass andere Betroffene mit ihren Ängsten und Sorgen nicht allein sind, kann sehr hilfreich sein. Deswegen möchten wir dich und deine Geschichte vorstellen. Warst du schon mal in einer schwierigen Situation? Was oder wer hat dir geholfen?

Du magst das vielleicht nicht glauben, aber deine Geschichte könnte für andere Gold wert sein – sie könnte einen Wendepunkt in ihrem Leben darstellen.

Schreib uns dafür doch eine kurze E-Mail an kontakt@helpcity.de. Gerne teilen wir deine Story mit den anderen Usern. Ob als Social Media Beitrag, auf der Pinnwand oder auf unserem Helpcity Blog – das darfst du entscheiden. Die Veröffentlichung kann natürlich komplett anonym erfolgen.

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