Einsamkeit nach Tod des Partners - wenn die große Liebe des Lebens stirbt
Claudia Rickmann
Dipl. Sozialarbeiterin, Autorin, systemische Beraterin und Helpcity Mentorin
Wenn der Partner verstirbt, ist dies wohl eines der schwierigsten Situationen im Leben eines Menschen, man hat möglicherweise ein ganzes Leben verbracht, gemeinsam die Höhen und Tiefen des Lebens gemeistert, zurück bleibt der alleingelassene verwitwete Mensch. Der Verlust ist so riesig und das Gefühl so niederschmetternd, dass man sich nicht vorstellen kann, irgendwann wieder etwas Glück zu empfinden. Es erscheint schier unmöglich nach vorne zu schauen oder sein Herz wieder öffnen zu können für einen neuen Lebenspartner. Es ist unerträglich sich vom Partner zu verabschieden, selbst mit einem Abschiedsritual ist dies nicht vorstellbar. Es ist normal, dass der Verwitwete lange in der Vergangenheit verharrt, mit seinen Erinnerungen an den verstorbenen Partner.
Im Gegensatz zur Trennung ist es nach dem Tod eines Partners wenig hilfreich sich permanent abzulenken da das Gefühl der Trauer gelebt werden muss damit diese schmerzliche Emotion gehen kann. Dennoch sollte man trotz des schwerwiegenden Verlustes soziale Kontakte pflegen oder sich professionelle Hilfe suchen, wenn das Gefühl des Gelähmtseins in eine schwere Depression mündet. Es kann auch hilfreich sein, wenn man sich eine Selbsthilfegruppe für Verwitwete sucht, die Ähnliches erlebt haben und das Gefühle der nicht enden wollenden Trauer nachvollziehen können. Loslassen von einem geliebten Menschen ist wohl die schwierigste Herausforderung im Leben und man sollte auch nichts forcieren da dies wieder einen Druck auslöst und den seelischen Heilungsprozess erheblich verlangsamt. Hinterbliebene müssen viel aushalten: die Akzeptanz, dass der Verlust real ist, das Aushalten des Schmerzes und dass die alten Zeiten nicht mehr zurückkehren. Es ist wichtig, die einzelnen Trauerphasen zu durchleben.
Die erste Phase ist die erste des Nicht-Wahrhaben-Wollens, auch die Schockphase. Man fühlt sich wie in einem Albtraum und man kann nicht akzeptieren, dass das alte Leben für immer vorbei ist. Die zweite Phase ist die Gefühlschaosphase, man fühlt Trauer, Schmerz, Ohnmacht und Fassungslosigkeit. Die dritte Phase ist die Phase der Suche, der Trauernde ist sich dessen bewusst, dass das alte Leben ein plötzliches Ende gefunden hat, noch ist er nicht bereit einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Man hat permanente Erinnerungen an die Vergangenheit und denkt immer an den Moment, wo man den Verstorbenen das letzte Mal gesehen hat, man hat das Gefühl, dass man hätte noch so viel sagen können und sucht häufig die Lieblingsorte auf, sukzessive lernt man mit dem Verlust umzugehen. Die vierte Phase ist die Akzeptanz und der Neubeginn, man beginnt mit dem Verlust zu Leben, der Schmerz ist noch da, aber er hat sich verändert, man versucht einen Neuanfang wo der Verstorbene aber immer noch seinen Platz haben wir.
Es ist möglich, dass man eine neue Partnerschaft eingeht und dass man den verstorbenen Lebenspartner immer noch liebt. Wichtig ist es nach dem Tod eines Lebensgefährten einen Grund für das Weiterleben zu finden, sei es die Kinder, die Enkel oder nahestehende Menschen. Um mit dem Thema Tod und Verlust umzugehen sollte man sich nicht zu viel abverlangen, Trauer kennt keine Grenzen und es gibt auch keinen festgelegten Zeitrahmen wie lange man trauern darf. Es ist in Ordnung zu trauern, zu weinen, man sollte seinen Schmerz nicht betäuben, wenn man schreien möchte, dann ist es legitim zu schreien. Man kann auch ruhig permanent über den verstorbenen Partner sprechen, sich den Erinnerungen hinzugeben damit man sich verabschieden kann.
Es wird aber der Tag kommen, wo man wieder kleine Glücksempfindungen wahrnimmt, wo man wieder beginnt zu leben. Man kann Trauer auch durch die Malerei oder das Verfassen von Gedichten verarbeiten, ideal ist es, wenn in der ersten Zeit der Trauer Familienangehörige bei einem wohnen. Man wird spüren, wann es Zeit für einen Neustart ist, man kann sich auch ein Trauertagebuch zulegen, um die Trauer zu verarbeiten oder sich in ein Trauerforum oder in ein Trauer Café begeben. Man reift innerlich auch durch Verluste und akzeptiert, dass auch der Tod zum Leben gehört. Eine Weile pendelt man zwischen Trost und Schmerz, zwischen Verlust und Weiterleben, zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, Trauerarbeit ist wichtig, um loslassen zu können und man oszilliert zwischen verschiedenen Polen.
Bedenklich wird es jedoch, wenn Trauer chronisch wird, wenn der Kummer nicht aufhört und man an einer anhaltenden Trauerstörung leidet, wenn man keinen Lebenssinn mehr hat und an der Sehnsucht und am tiefen Schmerz zu zerbrechen droht, wenn man den Alltag nicht mehr bewältigen kann, spätestens dann sollte man sich professionelle Hilfe sucht, sei es in einer ambulanten Psychotherapie oder einer stationären Behandlung, um Copingstrategien zu finden, besser mit diesem Verlust umzugehen. Hilfreich könnten Interventionsformen aus der kognitiven Verhaltenstherapie sein wie z. B. die kognitive Umstrukturierung bei negativen Glaubenssätzen.
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